Wednesday, September 19, 2007

Weil ich dich liebe

Ich kann nicht mehr.
Vor ein paar Wochen, nein, Monaten, hat alles begonnen.
Jedesmal, wenn ich dich gesehen habe, hat mein Herz einen Hüpfer gemacht,
habe ich tausende von Schmetterlingen in meinem Bauch gespürt.
Und mit der Zeit wurde mir klar, dass ich mich in dich verliebt habe.
Lange Zeit habe ich es für mich behalten, nie habe ich gewagt, dir ein Wort davon zu sagen.
Ich wollte nur einmal deine Lippen küssen, dich berühren,
dich lieben wie ich noch nie einen Menschen zuvor geliebt habe.
Doch das alles konnte ich nur in meinen Träumen.
Ich habe mich in eine Traumwelt geflüchtet, in der es nur dich und mich gab.
Habe mich zurückgezogen von allen Anderen, wollte immer nur diesen Traum weiterleben.
Denn der Traum war mein Leben.
Du warst, nein, du bist mein Leben.
Immermehr habe ich mich abgekapselt von dir,
wollte nicht, dass du mir von deinen ganzen Weibergeschichten erzählst.
Denn mit jedem Wort wurde mir bewusst, dass ich dich nicht haben kann.
Du bist mein Bruder, mein Zwillingsbruder.
Nie werde ich mit dir zusammen sein können.
Denn du liebst mich nicht.
Du wirst mich nie lieben können… das ist die bittere Wahrheit.
Und doch ich wünsche es mir so sehr!
Das ist der Grund, weshalb mein Herz nun keinen Hüpfer mehr macht, wenn ich dich sehe,
nein, jedes Mal spüre ich einen stechenden Schmerz, als ob ein Speer es durchstoßen würde.
Doch dies sind keine körperlichen Schmerzen…
nur meine Seele ist es, die leiden muss.
Als ob sie mich dafür bestrafen wollte, dass ich dich so abgöttisch liebe…
Die Schmetterlinge… sie kribbeln nicht mehr, nein…
Sie schmerzen richtig, als ob sie mich fragen wollten, warum ich sie nicht endlich freilasse.
Warum ich dir nicht endlich meine Gefühle sage,
warum ich mir nicht endlich Gewissheit verschaffe.
Doch ich kann nicht.
Ich will nicht.
Ich habe Angst…
Angst vor deiner Antwort.

Und nun, ein paar schlaflose Tage später wird mir klar, wovor ich Angst hatte.
Du kommst zu mir, fragst mich, was los ist.
Warum ich nicht mehr mit dir rede, warum ich nichts mehr esse.
Warum ich nicht mehr zur Schule gehe,
warum ich mich immer in meinem Zimmer verkrieche.
Die Antwort ist einfach… der Grund bist du.
Doch das kann ich dir nicht sagen… du würdest es nicht verstehen
Stumm starre ich dich an, merke, wie eine einzelne Träne meine Augen verlässt.
Eine weitere Träne von tausenden, die ich in den letzten Monaten wegen dir vergossen habe.
Doch plötzlich ziehst du mich in deine Arme und drückst mich an dich.
Hälst mich, flüsterst mir ins Ohr, dass ich dir alles sagen kann.
Nein, kann ich nicht.
Doch deine Umarmung macht mich ganz verrückt.
Ich kann nich mehr.
Ich drücke mich von dir Weg.
Halb weinend, halb schreiend werfe ich dir die Wahrheit an den Kopf.
„Weil ich dich liebe verdammt!“
Du starrst mich an, weichst einen Schritt vor mir zurück.
Nein… bitte, bleib hier!
Langsam schüttelst du deinen Kopf „Das… meinst du nicht ernst?“
„Doch!! Ich meins verdammt ernst Tom! Ich liebe dich!“,
Mit jedem Wort werde ich leiser, und mit jedem Wort weiten sich deine Augen.
Du weichst weitere Schritte zurück, siehst mich erschrocken an
„Sag ma… bist du ekelhaft?“
Ein Schlag. Ein schwerer Schlag trifft mich mitten in die Brust,
scheint genau auf mein Herz zu zielen.
„Tom… nein, ich…“, versuche ich noch was zu retten.
„Ne! Lass mich bloß in Ruhe und komm zu mir wenn du wieder klar denken kannst, okay??!“
Mit diesen Worten drehst du dich um und gehst in dein Zimmer.
Ich höre die Türe hinter dir zuschlagen, wie in Trance stehe ich mitten im Raum.
Nein… Tom… weißt du jetzt wovor ich Angst hatte?
Genau davor… genau vor dieser verdammt beschissenen Reaktion…
Es scheint aussichtslos.
Doch ich will nicht aufgeben…
Will dich nicht aufgeben.
Vielleicht gibt es noch einen Rest Zuneigung, die du für mich empfindest.
Wenn auch nur brüderlich, ich will dich nicht ganz verlieren!
Denn das wäre das Schlimmste, was mir passieren könnte.
Zaghaft klopfe ich an deine Tür und drücke die Klinke herunter.
Ausdruckslos blickst du mich an. „Was ist?“
„Ich… ich hätte dir nichts erzählen sollen… bitte, Tom… können wir das nicht einfach vergessen?“, frage ich leise, ängstlich.
Doch du schüttelst nur langsam den Kopf und kommst auf mich zu.
Siehst mich unentwegt an, stehst nun ganz nah vor mir.
Streckst einen Arm nach mir aus… was kommt jetzt?
Verstehst du mich? Willst du mich umarmen?
In der nächsten Sekunde kommst du mit deinem Gesicht sehr nah an meines… Viel zu nah!
„Verpiss dich endlich“, zischst du mir ins Ohr.
Schubst mich mit voller Kraft aus deinem Zimmer.
„Du bist… ekelhaft! Lass mich in Ruhe mit deinen Gefühlen, okay?
Ich… ich hasse dich!“
Dann ist die Tür zu.
Tausend Nadelstiche durchbohren meinen Körper,
der ganze Schmerz scheint sich in meinem Herzen zu sammeln.
Es scheint zu zerbrechen, all meine Hoffnung ist dahin…
Und mit meinem Herz zerbreche auch ich… du hasst mich.
Diese drei Worte sind es, die mich so aus der Bahn werfen…
Du hasst mich, du hasst mich, du hast mich…
Aaaaaargh, NEIN Verdammt! Warum??
Warum muss mir diese ganze Scheiße passieren? Warum?
Ich kann nich mehr…
Es macht mich völlig kaputt.
Verzweifelt sinke ich am Boden zusammen, in meinem Kopf hallen immer wieder deine Worte.
Plötzlich geht die Türe auf und ich schrecke hoch.
Du machst gerade den Mund auf, doch ich will dich nicht hören.
„Danke, du brauchst mir nicht noch mal sagen wiesehr du mich hasst!!“, schreie ich weinend.
Flüchte in die mir nächstgelegene Tür und schließe ab
Das Badezimmer.
Erschöpft lehne ich mich gehen die Tür und schließe meine Augen.
Höre dich, wie du gegen die Tür hämmerst.
„Bill! Mach auf!!“
Nein, ich werde nicht aufmachen. Nicht dir.
„Bitte, ich habs nicht so gemeint!“, rufst du noch.
Doch das realisiere ich nicht mehr.
Du hast es nicht so gemeint… das soll ich dir glauben oder was?
Ich hasse dich…
diese drei Wörter können dir nicht mal eben so über die Lippen gerutscht sein, nein, sie haben dir aus der Seele gesprochen.
Das hab ich doch gehört, verdammt!
Wie in Trance gehe ich zum Waschbecken, lehne mich darauf und blicke mich im Spiegel an.
Meine ganze Schminke ist verschmiert, und meine Augen…
Sie blicken mich aus leeren Höhlen an.
Kein Leben steckt mehr in ihnen… sie sind wie ausgelöscht.
Du scheinst mir meine ganze Lust am Leben genommen zu haben…
Ich kann nicht ohne dich
„Bill! Ich hasse dich nicht!“
Deine Stimme. Ich höre dich rufen… Doch ich will das nicht wahrhaben.
Weiter blicke ich mich im Spiegel an…
Und langsam steigt auch der Hass in mir auf.
Hass auf mich selbst.
Hasse mich selbst dafür, dass ich mich je in dich verliebt habe.
Wütend schlage ich meine Faust in den Spiegel.
Einige Scherben fallen hinab, klirrend fallen sie auf den Boden.
Mit ihnen lasse ich mich hinabsinken.
„Was machst du da? Bill, mach die verdammte Tür auf!“
Nein… ich mache nicht auf.
Dir nicht.
Niemandem.
Die ganze Welt da draußen wird mich nicht mehr ertragen müssen…
Du wirst mich nicht mehr ertragen müssen.
Es wird alles ein Ende haben.
Mit zitternden Händen hebe ich eine Scherbe auf und setze sie an meiner Pulsader an.
Ein letztes Mal blicke ich in mein verhasstes Ich im Spiegel an,
bevor ich die scharfe Kante des Glases in meinen Arm steche und eine feste Linie ziehe.
Blut strömt aus der Wunde, immer mehr Blut tropft auf den Boden.
Im ersten Moment ist es großer Schmerz,
welcher jedoch nach kurzer Zeit der Erlösung weicht.
Immer wieder höre ich deine leise Stimme durch die Türe.
Doch das realisiere ich nicht mehr.
In meinem Kopf herrscht eine einzige große Leere.
Ich fühle mich befreit.
Frei von dir, frei von meinen Gefühlen… ich bin erlöst.
„Bill… ich hab dich doch lieb verdammt!“
Nein… das kann nicht sein. Nicht nach dem was du mir an den Kopf geworfen hast…
was ich DIR an den Kopf geworfen habe…
Noch einmal lasse ich die Scherbe über meine andere Pulsader fahren.
Du wirst keine Probleme mit mir haben, dafür sorge ich…
Verschwommen nehme ich noch wahr, wie die Tür aufbricht und du hereingestürmt kommst.
„Bill… nein, BILL!“, höre ich dich schreien und merke,
wie du mir die Scherbe aus der Hand nimmst.
„Verlass mich jetz nicht, mann… ich brauche dich doch…“, sagst du leise.
Du weinst.
„Nein… du hasst mich“, sage ich mit halb erstickter Stimme,
bevor endlich alles schwarz wird
„Nein! Ich hasse dich nicht…“, höre ich noch leise deine Stimme.
„Ich brauche dich doch… du darfst nicht sterben, okay?
Wir kriegen das wieder hin…“
„Warum?“, frage ich dich, höre meine Stimme selbst schon nicht mehr.
„Das war der Schock… ich war erschrocken, weil…
du bist mein Bruder… Bill… du bist mir doch wichtig, verdammt…“
Du ziehst meinen schlaffen Körper zu dir hoch.
Eine warme Träne von dir tropft auf meine Wange
Doch das merke ich kaum noch.
Ich bin erlöst.
Frei.
„Es tut mir leid…“, flüstere ich, bevor ich in einen tiefen Schlaf falle.
Einen Schlaf, aus dem ich nie wieder aufwachen werde.
Und das alles nur, weil ich dich liebe.


http://www.trafficzap.com/exchange/index.php?rid=77452