Tuesday, April 7, 2009

Hoerverstehen 3

Der umstrittene Papst

Ein afrikanischer Geistlicher mit schwarzer Robe küsst dem Papst in weißer Robe die Hand
Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Die Afrikaner lieben ihn, die Euro- päer kritisieren ihn immer mehr.
Er ist beliebt und gleichzeitig umstritten: In Afrika wird das katholische Kirchenoberhaupt Papst Benedikt XVI. gefeiert. In Europa stören seine Äußerungen viele Menschen. Die Kirche wird immer häufiger kritisiert.‎


Zwei Drittel der deutschen Katholiken sehen Papst Benedikt XVI. immer kritischer, so das Ergebnis einer Meinungsumfrage. Sie sind der Ansicht, dass er mit der Rehabilitierung des Holocaust-Leugners Richard Williamson einen Fehler gemacht hat. Auch in Frankreich ist der Pontifex nicht mehr so beliebt wie früher. Die Wiederaufnahme von vier erzkonservativen Pius-Brüdern in die katholische Kirche schadete dem Kirchenoberhaupt. Und auch Benedikts Aufforderung, trotz der Ansteckungsgefahr mit Aids auf Kondome zu verzichten, ist umstritten.

Doch in vielen afrikanischen Ländern ist die katholische Kirche sehr beliebt. Dort hat sie – im Gegensatz zu Europa – sehr oft direkten Kontakt zu den Menschen. Wo politische Unterdrückung und Hungersnöte herrschen, wird die Kirche völlig anders gesehen als in demokratischen Staaten. Neben geistlichem Beistand macht sie sich in diesen Ländern auch durch humanitäre und karitative Hilfe bei der Bevölkerung beliebt. Wenn der Papst durch Afrika reist, begrüßen ihn die Gläubigen dort mit großer Freude.

Grund für diese Unterschiede sind die ungleichen Lebensbedingungen auf beiden Kontinenten. In Afrika steht die Kirche vielen Menschen im täglichen Kampf um ihre Existenz bei. Vor allem in Westeuropa finden viele Menschen die katholische Kirche zu dogmatisch. Sie fühlen sich in ihrer persönlichen Freiheit angegriffen. Und auch die Diskussion über das Kondomverbot wird vor allem in Europa und nicht in Afrika geführt.


Glossar

umstritten – so, dass es verschiedene Meinungen zu etwas gibt

Kirchenoberhaupt, das – der oberste Priester einer Kirche; hier: der Papst

Meinungsumfrage, die – eine Untersuchung, bei der viele Menschen nach ihrer Meinung gefragt werden

Wiederaufnahme, die – das Zurückholen von jemandem in eine Gemeinschaft

Holocaust-Leugner, der – jemand, der behauptet, dass der Mord an den europäischen Juden durch die Nationalsozialisten nicht stattgefunden hat

Pontifex, der – der Papst

Rehabilitierung, die – hier: die Wiederaufnahme

erzkonservativ – sehr konservativ; so, dass jemand sehr altmodische Ansichten hat

Bruder, der – hier: ein Priester

auf etwas verzichten – freiwillig etwas nicht benutzen, das eigentlich erreichbar ist

Ansteckung, die – die Übertragung einer Krankheit auf einen anderen Menschen

Unterdrückung, die – die ungerechte Behandlung von Schwächeren

Hungersnot, die – die Tatsache, dass in einem Land viele Menschen nichts zu essen haben

geistlicher Beistand, der – die Hilfe durch einen Priester

humanitäre Hilfe, die – Hilfe, die nötig ist, wenn die Menschenrechte nicht beachtet werden

karitative Hilfe, die – Hilfe für arme und kranke Menschen

Gläubige, der/die – jemand, der an einen Gott glaubt

dogmatisch – so, dass man nicht bereit ist, Argumente von anderen anzuhören



Fragen zum Text



1. Warum sehen die Menschen in Afrika die katholische Kirche positiv?

a) Weil sie Richard Williamson wieder in die Gemeinschaft aufgenommen hat.

b) Weil sie armen und kranken Menschen hilft.

c) Weil sie eine Meinungsumfrage unter den Gläubigen macht.



2. In welchem europäischen Land ist Papst Benedikt XVI. beliebter?

a) in Deutschland

b) in Frankreich

c) die Antwort steht nicht im Text



3. Was ist keine andere Bezeichnung für den Papst?

a) Pontifex

b) Pius

c) katholisches Kirchenoberhaupt



4. In Westeuropa mögen es die Menschen nicht, …

a) wenn die Kirche ihnen Vorschriften macht.

b) dass der Papst Kondome benutzt.

c) ihre Freude zu zeigen.



5. "Neben geistlichem Beistand gibt es auch humanitäre Hilfe" bedeutet …

a) Es gibt geistlichen Beistand statt humanitärer Hilfe.

b) Es gibt entweder geistlichen Beistand oder humanitäre Hilfe.

c) Es gibt geistlichen Beistand und humanitäre Hilfe.





Arbeitsauftrag

Was glauben Sie, warum Benedikt XVI. Kondome ablehnt und warum er Bischof Williamson rehabilitiert hat? Schreiben Sie ein kurzes Interview mit dem Papst und lassen Sie ihn seine Ansichten erklären.





Autor: Klaus Krämer/Raphaela Häuser

Redaktion: Shirin Kasraeian

http://www.trafficzap.com/exchange/index.php?rid=77452

Hoerverstehen 2

Anonym zum Arzt

Zwei Ärzte in grünen OP-Kitteln bei einer Operation
Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Medizinische Behandlung ist nicht für jeden zugänglich
Wenn Migranten ohne Papiere krank werden, können sie in Deutschland nicht einfach zum Arzt gehen. Ihnen droht die Abschiebung. Berlin aber will Migranten den Zugang zu medizinischer Behandlung ab sofort erleichtern.‎


Fatima Addo aus Westafrika lebt seit Jahren ohne Papiere in Deutschland. Ihren richtigen Namen nennt sie nicht. Sie hat Angst, entdeckt und abgeschoben zu werden. "Es ist sehr, sehr schwer, ohne Papiere zurechtzukommen. Und wenn du krank bist, gibt es keine Möglichkeit, zu einem Arzt zu gehen", sagt sie.



Bisher können sich Menschen wie Fatima Addo nicht einfach untersuchen lassen, wenn sie schwanger sind, eine Lungenentzündung oder Gelenkprobleme haben. An sich bekommen auch Migranten ohne Papiere und Krankenversicherung die Behandlung vom Sozialamt bezahlt. Doch das Sozialamt muss die Ausländerbehörde informieren. Dann droht den Patienten die Abschiebung.



Der Berliner Staatssekretär für Gesundheit, Benjamin-Immanuel Hoff, prüft zurzeit die Möglichkeit eines anonymen Krankenscheins für akute medizinische Notfälle. So würde Fatima Addo, wenn sie krank ist, einen Krankenschein mit einer Nummer bekommen. Im Krankenhaus müsste sie dann ihren Namen nicht nennen. Und das Krankenhaus würde die Behandlungskosten vom Sozialamt erstattet bekommen.



In anderen europäischen Ländern ist das längst Normalität. So gibt es in Italien und Spanien bereits seit einiger Zeit ein ähnliches Modell, das gut funktioniert, sagt Burkhard Bartholome vom Berliner Büro für medizinische Flüchtlingshilfe. Er hofft, dass der anonyme Krankenschein bald in Berlin eingeführt wird. Dann könnte das Modell auch in anderen Bundesländern salonfähig werden.


Glossar



anonym – ohne einen Namen zu nennen



Migrant/in, der/die – jemand, der aus einem Land in ein anderes eingewandert ist



ohne Papiere – hier: ohne offizielle Erlaubnis, in einem Land zu leben



jemandem droht etwas – jemand muss vor etwas Angst haben



Abschiebung, die – das Zurückschicken von jemandem in sein Heimatland



zurechtkommen – hier: mit etwas keine Probleme haben



Entzündung, die – eine Krankheit, bei der das betroffene Körperteil oft heiß ist und weh tut



Gelenk, das – die Stelle, an der zwei Knochen verbunden sind, z. B. Knie, Schulter



an sich – eigentlich



Sozialamt, das – die Behörde, die für Menschen ohne Geld zuständig ist



Ausländerbehörde, die – das Amt, das z. B. für Aufenthaltsgenehmigungen zuständig ist



Staatssekretär, der – hier: ein Politiker, der einen Minister in einem bestimmten Bereich unterstützt



Krankenschein, der – ein Schein, der den Patienten zu einer medizinischen Behandlung berechtigt



akut – dringend



Notfall, der – hier: eine gefährliche Krankheit oder Verletzung



etwas erstatten – die Kosten für etwas übernehmen



etwas einführen – hier: eine neue Regel offiziell gültig machen



etwas ist salonfähig – etwas wird akzeptiert


Fragen zum Text



1. Ausländer ohne Papiere können nicht zum Arzt gehen, …

a) weil in Deutschland kranken Menschen die Abschiebung droht.

b) weil sie sich vor der Ausländerbehörde verstecken müssen.

c) weil sie kein Geld haben, um die Behandlung zu bezahlen.



2. … können Menschen ohne Papiere ohne Angst zum Arzt gehen.

a) In einigen europäischen Ländern

b) In vielen deutschen Bundesländern

c) In Berlin



3. "Jemand wird abgeschoben" heißt, dass …

a) man ihn gegen seinen Willen in sein Heimatland zurückschickt.

b) das Sozialamt die Behandlung beim Arzt nicht bezahlt.

c) er beim Arzt sehr lange warten muss.



4. Burkhard Bartholome wünscht sich … des anonymen Krankenscheins.

a) die Einfuhr

b) die Zufuhr

c) die Einführung



5. Das Krankenhaus schickt den Krankenschein an das Sozialamt, …

a) obwohl das Geld für die Behandlung erstattet wurde.

b) um die Behandlungskosten erstattet zu bekommen.

c) nachdem die Kosten zu erstatten sind.





Arbeitsauftrag

Kennen Sie die Namen einiger Krankheiten auf Deutsch? Machen Sie eine Liste und beschreiben Sie, woran man diese Erkrankungen erkennt. Tragen Sie dann in der Gruppe die Ergebnisse zusammen und sortieren Sie sie. Welche Krankheiten sind gefährlich, welche nicht?





Autorin: Jana Pareigis/Raphaela Häuser

Redaktion: Barbara Syring

http://www.trafficzap.com/exchange/index.php?rid=77452

Hoerverstehen 1

Arm aber sexy

Das Brandenburger Tor in buntem Licht
Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Die Hauptstadt ist angesagt
Wer heute in Sachen Kultur mitreden will, geht nach Berlin. Keine andere deutsche Stadt zieht so viele junge Künstler an wie die Metropole an der Spree. Droht dem Rest bald die kulturelle Bedeutungslosigkeit?‎


"Arm aber sexy": Diese Worte des Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit aus dem Jahr 2003 sind zu einer Art Slogan für die Hauptstadt geworden. Sie beschreiben einen Trend, dem vor allem junge Kreative folgen: Berlin hat sich ohne Zweifel zu Deutschlands Kulturmetropole Nummer eins entwickelt.



Junge Autoren bevölkern die Cafés des angesagten Stadtteils Prenzlauer Berg und brüten an Laptops über ihren Texten. Schon 2007 erschienen in Berlin mehr neue Bücher als irgendwo sonst in Deutschland. Damit überholte die Hauptstadt sogar frühere literarische Zentren wie etwa Stuttgart oder Frankfurt. Und auch viele Künstler, Designer und Filmemacher zieht es an die Spree.



Berlin ist in Aufbruchstimmung. Doch was bedeutet diese Entwicklung für andere Metropolen in Deutschland? Für Köln stellt der Weggang von Künstlern und Kunsthändlern einen großen Verlust dar. Selbst die Art Cologne, die älteste Kunstmesse der Welt, schafft es kaum noch, internationale Sammler an den Rhein zu locken. Viele sind für ein Leben in Berlin sogar bereit, auf finanziell bessere Angebote anderer Städte zu verzichten.



Aber nicht nur Köln, auch Städte wie Hamburg und München haben an Attraktivität verloren. Deutschland folgt damit dem Trend vieler anderer Länder, deren kulturelles Leben sich auf ein einziges Zentrum konzentriert. Doch es gibt auch diejenigen, die bereits vom Ende dieser Entwicklung sprechen – so zum Beispiel Chris Dercon, der Leiter des Münchner Hauses für Kunst. Er behauptet: "Zu Fuß, in zerrissenen Adidas-Anzügen, kaputte iBooks unterm Arm, kaputte Sonnenbrillen auf der Nase, so werden sie in andere Städte flüchten: Köln, Düsseldorf, Hamburg und natürlich auch nach München."





Glossar



in Sachen – bezogen auf etwas; zum Thema



etwas zieht jemanden an – hier: etwas bewirkt, dass jemand zu ihm kommt



Metropole, die – eine Stadt, die für einen bestimmten Bereich (z. B. für die Kunst) ein wichtiges Zentrum ist



Bedeutungslosigkeit, die – das Unwichtig-Sein; das Fehlen von Bedeutung



Slogan, der – ein Satz, den man sich leicht merken kann und der



Kreative, der/die – jemand, der sich neue Dinge ausdenkt; jemand, der künstlerisch tätig ist



etwas bevölkern – in großer Anzahl an einem Ort sein



angesagt – modern und beliebt



über einem Text brüten – sehr lang über einen Text nachdenken



Designer/in, der/die – (aus dem Engl.) jemand, der z. B. Mode gestaltet



in Aufbruchstimmung sein – bereit sein oder Lust haben, etwas Neues zu beginnen



jemanden/etwas locken – jemanden/etwas dazu bringen, dass er/es zu einem bestimmten Ort kommt oder etwas Bestimmtes tut



auf etwas verzichten – etwas nicht haben oder tun wollen



an Attraktivität verlieren – an Anziehungskraft verlieren; nicht mehr so interessant sein oder so gut gefallen



sich auf etwas konzentrieren – hier: etwas bekommt die gesamte Aufmerksamkeit



bereits – schon



etwas zerreißen – etwas mit Kraft in Stücke teilen



iBook, das – eine bestimmte Form tragbarer Computer der Firma Apple





Fragen zum Text



1. Welche Antwort stimmt? Die deutsche Hauptstadt …

a) steht beim Rhein.

b) sitzt vor dem Main.

c) liegt an der Spree.



2. In den letzten Jahren hat sich Berlin … entwickelt.

a) nach Deutschlands Nummer eins in Sachen Sport

b) zum wichtigsten kulturellen Zentrum in Deutschland

c) in die reichste deutsche Stadt überhaupt



3. "Berlin ist in Aufbruchstimmung: …" Welche Antwort passt zu dieser Aussage?

a) Wütende Bürger zerstören Autos, Fensterscheiben und Türen.

b) Viele Berliner verlassen die Stadt, um woanders zu leben.

c) Die Menschen sind voller Energie, andere und neue Dinge zu machen.



4. Frühere deutsche Kulturzentren haben … verloren.

a) an Anziehungskraft

b) bei Ausstrahlung

c) vor Attraktivität



5. In vielen Ländern konzentrieren sich wichtige kulturelle Entwicklungen …

a) auf einen Ort.

b) in mehreren Zentren.

c) an einigen Städten.





Arbeitsauftrag

Schreiben Sie die einzelnen Buchstaben von angesagt untereinander und finden Sie zu jedem Buchstaben einen Begriff, den man mit "angesagt sein" verbinden würde, z. B.:

A

lockeN

G

E

S

A

G

Trend



Denken Sie sich anschließend einen Slogan aus, der Werbung macht für Ihre eigene Stadt oder Region. Warum ist Ihre Heimat "angesagt"?


http://www.trafficzap.com/exchange/index.php?rid=77452