Anonym zum Arzt
Zwei Ärzte in grünen OP-Kitteln bei einer Operation
Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Medizinische Behandlung ist nicht für jeden zugänglich
Wenn Migranten ohne Papiere krank werden, können sie in Deutschland nicht einfach zum Arzt gehen. Ihnen droht die Abschiebung. Berlin aber will Migranten den Zugang zu medizinischer Behandlung ab sofort erleichtern.
Fatima Addo aus Westafrika lebt seit Jahren ohne Papiere in Deutschland. Ihren richtigen Namen nennt sie nicht. Sie hat Angst, entdeckt und abgeschoben zu werden. "Es ist sehr, sehr schwer, ohne Papiere zurechtzukommen. Und wenn du krank bist, gibt es keine Möglichkeit, zu einem Arzt zu gehen", sagt sie.
Bisher können sich Menschen wie Fatima Addo nicht einfach untersuchen lassen, wenn sie schwanger sind, eine Lungenentzündung oder Gelenkprobleme haben. An sich bekommen auch Migranten ohne Papiere und Krankenversicherung die Behandlung vom Sozialamt bezahlt. Doch das Sozialamt muss die Ausländerbehörde informieren. Dann droht den Patienten die Abschiebung.
Der Berliner Staatssekretär für Gesundheit, Benjamin-Immanuel Hoff, prüft zurzeit die Möglichkeit eines anonymen Krankenscheins für akute medizinische Notfälle. So würde Fatima Addo, wenn sie krank ist, einen Krankenschein mit einer Nummer bekommen. Im Krankenhaus müsste sie dann ihren Namen nicht nennen. Und das Krankenhaus würde die Behandlungskosten vom Sozialamt erstattet bekommen.
In anderen europäischen Ländern ist das längst Normalität. So gibt es in Italien und Spanien bereits seit einiger Zeit ein ähnliches Modell, das gut funktioniert, sagt Burkhard Bartholome vom Berliner Büro für medizinische Flüchtlingshilfe. Er hofft, dass der anonyme Krankenschein bald in Berlin eingeführt wird. Dann könnte das Modell auch in anderen Bundesländern salonfähig werden.
Glossar
anonym – ohne einen Namen zu nennen
Migrant/in, der/die – jemand, der aus einem Land in ein anderes eingewandert ist
ohne Papiere – hier: ohne offizielle Erlaubnis, in einem Land zu leben
jemandem droht etwas – jemand muss vor etwas Angst haben
Abschiebung, die – das Zurückschicken von jemandem in sein Heimatland
zurechtkommen – hier: mit etwas keine Probleme haben
Entzündung, die – eine Krankheit, bei der das betroffene Körperteil oft heiß ist und weh tut
Gelenk, das – die Stelle, an der zwei Knochen verbunden sind, z. B. Knie, Schulter
an sich – eigentlich
Sozialamt, das – die Behörde, die für Menschen ohne Geld zuständig ist
Ausländerbehörde, die – das Amt, das z. B. für Aufenthaltsgenehmigungen zuständig ist
Staatssekretär, der – hier: ein Politiker, der einen Minister in einem bestimmten Bereich unterstützt
Krankenschein, der – ein Schein, der den Patienten zu einer medizinischen Behandlung berechtigt
akut – dringend
Notfall, der – hier: eine gefährliche Krankheit oder Verletzung
etwas erstatten – die Kosten für etwas übernehmen
etwas einführen – hier: eine neue Regel offiziell gültig machen
etwas ist salonfähig – etwas wird akzeptiert
Fragen zum Text
1. Ausländer ohne Papiere können nicht zum Arzt gehen, …
a) weil in Deutschland kranken Menschen die Abschiebung droht.
b) weil sie sich vor der Ausländerbehörde verstecken müssen.
c) weil sie kein Geld haben, um die Behandlung zu bezahlen.
2. … können Menschen ohne Papiere ohne Angst zum Arzt gehen.
a) In einigen europäischen Ländern
b) In vielen deutschen Bundesländern
c) In Berlin
3. "Jemand wird abgeschoben" heißt, dass …
a) man ihn gegen seinen Willen in sein Heimatland zurückschickt.
b) das Sozialamt die Behandlung beim Arzt nicht bezahlt.
c) er beim Arzt sehr lange warten muss.
4. Burkhard Bartholome wünscht sich … des anonymen Krankenscheins.
a) die Einfuhr
b) die Zufuhr
c) die Einführung
5. Das Krankenhaus schickt den Krankenschein an das Sozialamt, …
a) obwohl das Geld für die Behandlung erstattet wurde.
b) um die Behandlungskosten erstattet zu bekommen.
c) nachdem die Kosten zu erstatten sind.
Arbeitsauftrag
Kennen Sie die Namen einiger Krankheiten auf Deutsch? Machen Sie eine Liste und beschreiben Sie, woran man diese Erkrankungen erkennt. Tragen Sie dann in der Gruppe die Ergebnisse zusammen und sortieren Sie sie. Welche Krankheiten sind gefährlich, welche nicht?
Autorin: Jana Pareigis/Raphaela Häuser
Redaktion: Barbara Syring
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